Es war Winter und im Wald wiegten sich die Tannen im Wind.
Sie flüsterten und raunten sich zu
und erfreuten sich an den ersten Schneeflocken
die vom Himmel herab schwebten.
Sie waren glücklich,dass sie in der Winterkälte
ihr Nadelkleid behalten durften
und nicht wie die Laubbäume
frierend und nackt vom kalten Wind umweht wurden.
Sie fragten sich ein ums andere Mal
warum sie wohl ihr Kleid behalten durften
und die anderen Bäume nicht.
Die Vögel versteckten sich zwischen ihren Zweigen
froh ein bisschen Schutz gefunden zu haben
und sie dankten es den Tannen,
indem sie die schönsten Lieder für sie sangen.
Eines Tages, als die Vögel von einem Rundflug zurück kamen,
erzählten sie den Tannen von den Menschen,
die in Dörfern und Städten leben
und das dort etwas Merkwürdiges geschieht.
Auf einmal würden überall Kerzen angezündet
und die Fenster geschmückt.
In den Augen der Menschen sei ein sonderbarer Glanz
Sie packten Päckchenin fröhliches buntes Papier
und binden hübsche Schleifen drum.
Sie hätten gehört, dass die Menschen auf dem Weg
in den Wald seien um sich die schönsten Tannenbäume
nach Hause zu holen.
Entsetzen machte sich unter den Tannen breit.
Was geschah jetzt mit ihnen?
Warum wollten die Menschen sie fortholen?
Ängstlich ließen sie ihre Zweige hängen.
Plötzlich hörten sie ein Rauschen über ihren Wipfeln.
Mit sanftem Flügelschlag
setzte sich ein kleiner Engel in ihre Zweige.
Mit zarter Stimme fing er an zu erzählen;
Er erzählte ihnen von der heiligen Nacht,
in der das Christuskind in einem Stall geboren wurde
und ein großer Stern am Himmel
den Menschen den Weg zu ihm zeigte.
"Seht ihr" so sprach der Engel
"Darum feiern die Menschen jedes Jahr Weihnachten
und zünden überall Lichter an und schmücken ihre Häuser
zu Ehren des Christuskindes, Gottes Sohn.
Euch aber hat man außerwählt,
euer Nadelkleid auch im Winter zu behalten,
damit ihr an Weihnachten, in den Häusern der Menschen
wunderschön und festlich geschmückt
mit glänzenden Kugeln und Lammetta
erstrahlt im hellen Glanz der Kerzen,
so hell, wie einst der Stern am Himmel.
Habt also keine Angst und hebt stolz eure Zweige gen Himmel."
Der Engel berührte noch einmal zart
die Zweige eines jeden Baumes und flog davon.
Als nun die Tannen die Worte gehört hatten,
wurde es ihnen von innen ganz warm
und sie hatten keine Angst mehr vor den Menschen,
wussten sie doch jetzt, dass sie etwas ganz besonderes sind.
Voller Erwartung sahen sie,
wie die Menschen von Tanne zu Tanne gingen,
um sich die Schönste für ihr Heim auszusuchen.
Fast alle Tannen waren jetzt schon ausgesucht,
bis auf einen kleinen,etwas schief gewachsenen.
Ihn wollte wohl keiner, weil er nicht so schön
und ebenmäßig wie die anderen war.
Traurig ließ er seine Zweige hängen.
Sollte er wirklich alleine hier zurückbleiben?
Wollte ihn wirklich niemand schmücken
und sich an ihm erfreuen?
Kleine Harztropfen flossen wie Tränen
den kleinen schiefen Stamm herunter.
Doch plötzlich hörte das kleine Bäumchen ein liebliche Stimme!
Ein kleines Mädchen kam an der Hand seines Vaters
in den Wald gelaufen.
Sie schauten sich suchend um und der Vater sagte zu der Kleinen
" Schade Angi,jetzt sind schon alle schönen Tannen weg,
komm lass uns Anderswo suchen."
Da sprach das kleine Mädchen
"Schau doch Papi,
da steht nochein kleiner Baum und schaut so traurig aus.
Er ist zwar ein bisschen schief gewachsen,
aber gerade deshalb möchte ich ihn gerne mitnehmen.
Ich habe auch ein schiefes Füßchen und werde doch geliebt.
So will ich auch dieses Bäumchen lieb haben und es schmücken.,
bis es vor Schönheit erstrahlt."
Stolz schaute der Vater sein Töchterchen an und nickte.
So kam auch der letzte Tannenbaum zu Ehren,
ein Weihnachtsbaum zu werden.
Als nun der Heilige Abend kam,
sah man in jedem Haus
einen prächtig geschmückten Weihnachstbaum
mit stolz erhobenen Ästen.
Aber in einem Haus stand
ein besonders schön geschmückter Baum.
Er war so schön, dass niemand sah,
dass er ein bisschen schief gewachsen war.
Vor ihm stand strahlend die kleine Angi
und konnte sich nicht satt sehen an seiner Schönheit
und die kleine Tanne reckte stolz und glücklich ihre Zweige
und überstrahlte alle.
Am Himmel aber leuchteten die Sterne
mit den Lichtern um die Wette.
Einer strahlte aber heller wie alle Anderen,
denn auf ihm saß der kleine Engel
und rief allen zu:
" Frohe Weihnachten"
und lachte glücklich dabei.
Christel Michalke